Loslassen mit Herz-Schmerz für mehr Frei-Raum

Loslassen Frei-Raum

In diesem Beitrag erfährst du, was man als Mensch aus meiner Sicht so alles loslassen kann, was mich so umtreibt beim Loslassen und findest einige Tipps für’s Loslassen.

Ein Rückblick in meine Loslassreise:
Als mir Tränen über mein Gesicht liefern wusste ich bereits ganz genau, dass es mir nicht zustand, meine Tochter festzuhalten. Wenn Ihre Seele sich entschieden hättet zu gehen, dann müsste ich das akzeptieren. Dabei ist war es völlig egal, wie schwer MIR das Loslassen fallen würde.
Mit diesen Gedanken stand ich vor dem Krankenhaus, in dem meine Tochter war.
Ich atmete tief durch, sammelte mich und betrat das Krankenhaus. Dann kam die erleichternde Nachricht des Arztes: die Sättigungswerte meiner Tochter hatten sich gebessert. Sie konnte die Intensivstation verlassen.
Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich war froh, dass ich sie in diesem Moment nicht loslassen musste. Das kam dann jedoch später und in Raten.

Ist Kraft oder Stärke mit dem Loslassen verknüpft?
Ann Landers Worte zum Thema loslassen haben mich sehr beschäftigt:

Manche Menschen glauben, dass Festhalten und Durchhalten Zeichen großer Stärke sind. Es gibt jedoch Zeiten, in denen es viel mehr Kraft braucht zu wissen, wann man loslassen muss und es dann zu tun.

Denn genau in dem Moment im Krankenhaus wäre Loszulassen viel schwieriger gewesen als Festzuhalten.
Meiner Meinung nach ist das Loslassen in manchen Situationen also eine viel größeres Zeichen für Stärke als das Festhalten.

Wenn es nur so einfach wäre “einfach loszulassen”.
Wir Menschen sind nachtragend, wir messen leblosen Gegenständen eine sentimentale Bedeutung bei, wir lassen die Vergangenheit gerne Revue passieren und machen uns Sorgen um die Zukunft.

Mich treiben Fragen zum Thema loslassen schon lange um.

Wie ist es bei dir?

Warum klammerst du dich an vergangene Sorgen, schlechte Beziehungen, alte Dinge, bedeutungslose Ziele? Neigst du auch dazu, dich über das zu definieren, was du besitzt, anstatt darüber, wer dir langfristig schadet?

Wie hast du gelernt loszulassen? Kannst Du es schon gut oder bist Du noch auf dem Weg? Wo fällt es Dir leicht, wo schwer?

Wenn Du magst, gebe ich Dir einen kleinen Überblick, was und wie Du leichter loslassen kannst. Vielleicht hilft es Dir, in jedem Fall kannst Du hier lesen, was meine Stationen waren.

Lass uns das Ganze ein wenig differenzierter betrachten. Was gibt es überhaupt, was Du loslassen könntest?

Die Vergangenheit loslassen

Alle Menschen sind zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben emotional verletzt worden. Unsere Fähigkeit, Schmerz zu empfinden, ist universell.

Doch manchmal hindern dich deine Gefühle (oder deren Mangel) daran, weiterzugehen. Das schmerzhafte Ereignis schwelt weiter, heilt nicht, du stagnierst in deinem Wachstum, ziehst Schleifen.

Emotionale Agilität (emotional agility) hilft dir, vergangene Erfahrungen loszulassen, die dich am Weitergehen hindern. Sie umfasst:

  • Verbindung: Mit jemandem, in dessen Gegenwart du dich sicher fühlst, darüber zu sprechen. Teile deine Erfahrung und deine Gefühle mit. Friss nicht alles in dich hinein.
  • Hilfe: Hilf anderen, die eine ähnliche Erfahrung gemacht haben. Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt für diese Phase, und für manche Menschen wird es vielleicht nie der richtige Zeitpunkt kommen. Doch in manchen Fällen kann es für dich hilfreich sein quasi die Seite zu wechseln.
  • Mitgefühl. Sei freundlich zu dir selbst. Stelle sicher, dass du Fortschritte machst, aber überstürze es nicht. Es ist kein Wettrennen. Führe ein Tagebuch, es könnte dir helfen, deine innere Welt zu erforschen. Es hilft dir nachzuvollziehen, ob du wirklich mit dir mit-fühlst.
    Manchmal hilft auch eine physische Distanz. Der Aufenthalt an einem Ort, an dem etwas Schreckliches geschehen ist, kann die schmerzliche Erinnerung immer wieder zurückbringen.

Kontrolle ist manchmal eine Illusion, die du loslassen kannst

Es war und ist für mich immer schrecklich, meine Tochter immer ein Stückchen mehr loszulassen. Mit sieben Monaten fing sie an die Welt Schritt für Schritt auf eigene Faust zu erkunden.

Das Abgeben in den Kindergarten war ein Schock für mich – ich fühlte mich so hilflos. Auch in der Schule wurde es nicht besser und ich würde heute immer noch lieber ihre Prüfungen schreiben als es ihr zu überlassen.

Ich wurde vom Leben gezwungen meine Tochter loszulassen.

Sie oder ich? 

War die Entscheidung, vor der ich stand als sie 14 Jahre alt war. Ich wählte mich und habe sie losgelassen. Damit wir beide wachsen konnten. In dem neu entstandenen Raum konnte Neues wachsen.

Ich gab sie in ein Kinderheim, um meine stationäre Reha zu beginnen.

Kontrolle kann viele Gesichter haben:

  • Manager, die ihre Teams mikromanagen,
  • Menschen, die die Kontrolle über ein Gespräch behalten
  • und solche, die sich an starre Rituale halten

Wollen wir nicht alle irgendwie ein Gefühl von Kontrolle haben? Wie können wir das loslassen?
Mein Tipp: Versuche das Kontrollieren sein zu lassen, bevor das Leben zuschlägt wie es bei mir der Fall war, als sich mein Partner 2012 von mir trennte und damit eine große Lebenskrise auslöste.

Vertraue in die Fähigkeiten des anderen. Gib Kontrolle ab, um eine gesündere Form der Kontrolle neu und anders zu erlangen.

In der Praxis bedeutete es für meine Tochter, dass sie im Kinderheim, in einer ganz neuen Umgebung, flexibler innerhalb neuer Rahmenbedigungen agieren konnte. Mehr Frei-Raum bekam, je mehr Vertrauen sie aufbaute.

Mir bleibt somit eher die Rolle des Beratenden, besonders seit ihrer Volljährigkeit. Für mich war es wichtig zu verstehen, dass ich immer ihre Mutter bin. Diese Rolle bekam nur eine neue Definition.

Willst Du das im Kleinen auch üben? Zum Beispiel kannst Du in Gesprächen statt geschlossener Fragen offene stellen (also solche, die nicht mit ja oder nein beantwortet werden können). Auch wenn du das Gefühl hast, die Kontrolle zu verlieren, bist du immer noch derjenige, der entscheidet, welche Fragen du stellst. Das ist äußerst wirkungsvoll.

Dinge loslassen

Mari Kondo baute ein riesiges Imperium auf, indem sie den Menschen half, ihre Häuser aufzuräumen, indem sie ihre alten Sachen losließ. Stand Mai 2020 gibt es 403 von ihr zertifizierte Consultants, die ihre Methode lehren dürfen.
Für mich ist das ein Zeichen, dass es schwer fällt, diese physischen Dinge loszulassen.
Warum ist das so?

Manchmal liegt es daran, dass sie einen sentimentalen Wert haben. Dieser sentimentale Wert ergibt sich aus vergangenen Erfahrungen oder zukünftigen Erwartungen. Gegenstände mit vergangenem Gefühlswert sind für mich Fotos, Urlaubskarten und Briefe und Schmuck, der mir geschenkt wurde. Das Armband von meinem besten Freund, mein erster Verlobungsring, eine Perlenkette, die mir meine Lieblingstante geschenkt hat.

Objekte mit zukünftigem Erinnerungswert ist meine Nähkiste, für den Fall, dass ich endlich wieder anfange zu nähen. Eine Sammlung von EBooks, die ich bestimmt irgendwann einmal lesen werden. Oder mein Satz Therabänder, für den Fall, dass ich eines Tages wieder zu Hause Sport treibe. Diese loszulassen fühlt sich an wie das Loslassen eines Traums.

Ein anderes Mal habe ich Angst davor, verschwenderisch zu sein. Entweder denken ich, dass ich das Ding vielleicht wieder brauche. Oder ich fühle mich schuldig wegen des Geldes, das ich überhaupt erst dafür ausgegeben habe. Der Trugschluss der versunkenen Kosten:  sie sind in der Vergangenheit entstanden und ich kann diese in der Gegenwart und in der Zukunft nicht mehr beeinflussen.

Manchmal hilft mir dann quasi ein Abschied auf Raten. Ich packe sie in die Abstellkammer oder in den Keller. Ich beginne mit einfachen Dingen wie Geräten, die ich seit Jahren nicht mehr benutzt habe, alten Papieren ohne große emotionale Bedeutung oder mit Dingen, bei denen ich nicht einmal mehr erinnere, was sie sind oder wofür sie benutzt werden sollten (das ist amm einfachsten).

Bei den sentimentaleren Gegenständen, spüre ich mich hinein: Warum hänge ich an diesem Gegenstand?

Manchmal spüre ich dabei das Bedürfnis, das ich meine sentimentale Bindung daran auch anders ausleben kann. Durch einen Anruf oder Besuch bei dem Menschen, die ich damit verbinde.

Dies sollte kein extrem schmerzhafter Prozess sein. Wenn du lernst, Dinge loszulassen, geht es hauptsächlich darum, den tatsächlichen Wert deiner Sachen zu hinterfragen und unnötige Dinge loszulassen.

Wenn mir Dinge zu wichtig sind, behalten ich sie. Sie bekommen dann einen besonderen Platz, damit sie für mich präsenter sind.

Menschen loslassen

Es mag hart klingen, aber manchmal ist es besser, Beziehungen loszulassen. Manche Menschen gehören vielleicht einer Vergangenheit an, die in deiner Gegenwart keine Rolle mehr spielt. Andere Menschen haben sich vielleicht in einer Weise verändert, die eure Beziehung verändert hat.

Eine Beziehung loszulassen kann positiv sein. Es bietet die Chance für persönliches Wachstum. Wie bei mir und meiner Tochter. Wider Willen. Ich konnte nicht mehr für sie adäquat sorgen und musste sie abgeben.

So überprüfe ich meine Beziehungsgeflechte zu anderen Menschen: Zunächst spüre in die ganze Bandbreite an Emotionen hinein, die die Beziehung mit sich bringt – die guten und die schlechten. Die meisten Beziehungen, die mir wichtig sind, sind komplex. Dazu nehme ich meine Liebes- oder Freundschaftsbrille ab und versuche diese Komplexität wahrzunehmen.

Ich nehme mir dann Zeit zum Nachdenken. Was habe ich aus dieser Beziehung gelernt – über die Welt, über mich selbst? Manchmal hilft es, einen Brief zu schreiben. Unabhängig davon, ob ich ihn der Person gebe oder nicht. Er hilft mir, meinen Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Vielleicht erkenne ich in diesem Prozess, dass diese Beziehung es wert ist, erhalten zu bleiben. Oder ich lasse sie sanft los und bin dankbar für die Lektionen, die ich während dessen gelernt habe. Und ich behalte die guten Erinnerungen als Zeichen einer Beziehung, die mir geholfen hat, zu wachsen.

Ziele loslassen

Mein Statement zu Zielen:
Ohne Ziel läufst du einen Marathon ohne Ziellinie.

Das sagt die Richtige klingt es in meinen Gedanken, denn lange Zeit hatte ich eine regelrechte Zielaversion. Ich habe es aktiv vermieden, mir Ziele zu setzen. So blieb mir ein mögliches Versagen erspart.

Doch mögliche Erfolge ebenso.

Genauso musste ich auch erst lernen, dass ich auf dem Weg meine Ziele auch anpassen darf. Sie sind wie das Leben – flexibel.

Loslassen fällt mir immer noch schwer ab und an. Doch ich habe gelernt, dass dadurch auch freier Raum für neue Chancen entsteht.

Wie steht sieht es bei dir aus? Lässt du los und wenn ja – was? Schreibe es mir in die Kommentare.

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