Wieviel online ertragen wir?

Wieviel Online ertragen wir

Diese Frage stellte ich Anfang Mai in meine sozialen Profilen und war überrascht, wie wenig Resonanz ich darauf erhalten habe.

Dabei finde ich es gerade in der jetzigen Zeit so wichtig, dass wir für uns eine gute Balance finden – die individuell ganz unterschiedlich aussehen kann.

Um es gleich vorweg zu nehmen:
ich habe nicht die Antwort auf die Frage. Ich glaube auch nicht, dass es DIE EINE Lösung gibt.
Doch ich glaube fest, dass wir uns (als Gesellschaft & ganz individuell) mit dieser Frage beschäftigen sollten:

  • Was von “online” werden wir mit in unseren zukünftigen Alltag mitnehmen?
  • Welches “online” akzeptieren wir nur notfalls?

Diese Frage stellte sich mir in den vergangenen Tagen, in denen ich vermehrt wieder mit Menschen telefonischen Kontakt hatte, die mich jedoch ganz analog in den letzten Jahren begleitet haben.

Ich bin seit 1999 online, damals noch mit AOL.

Über das Internet habe ich Freunde gefunden, sie offline kennengelernt und sie begleiten mich in irgendeiner Form bis heute.

Es war als alleinerziehende Mutter ohne finanzielle Mittel für Babysitter die Möglichkeit, in Kontakt zu kommen & sich auszutauschen.

Seit 2002 arbeite ich im Homeoffice und damals habe ich mich noch über ISDN auf den Firmenserver eingewählt, um arbeiten zu können.

2015 habe ich meinen ersten Onlinekurs veröffentlicht (ja, mit mäßigem Erfolg) und auch schon 8 Stunden pro Tag online unterrichtet über mehrere Wochen am Stück.

Online war so oft meine Chance – gerade beruflich – ich hatte ein virtuelles zu Hause und fühlte mich aufgehoben, zugehörig & angebunden.

Doch derzeit fühle ich mich vermehrt von einer Online-Angebots-glücklich-werden-Geld-verdienen-wabernden-Des-Informationsblase vereinnahmt.

Martha Leverkus, Gründungsmitglied dieses Vereins und systemische Beraterin sagte mir:

“Ich habe so sehr gegen online gewehrt, weil meine Hilfe in vielen Bereichen davon lebt, dass ich Atmosphäre wahrnehmen kann, die kleinsten Regungen der Mimik aufschnappen etc.

Ich war aber total überrascht, als ich den Sprung gemacht hatte, wie gut auch Coaching online funktioniert. Im Bereich Netzwerken bin ich total geflasht. Ich hätte nie gedacht, dass so tiefe digitale Beziehungen entstehen können, dafür bin ich unheimlich dankbar.
Nichtsdestotrotz freue ich mich auf mehr persönliche soziale Interaktion auf allen Ebenen, wenn es wieder möglich ist.

Viele soziale Kontakte werde ich weiterhin online pflegen, einfach weil es auf Grund von örtlicher Distanz nicht anders geht, mir diese Kontakte aber wichtig geworden sind.

Meine Arbeit ist nicht nur umfangreicher, sondern der Zugang auch niederschwelliger geworden durch mein digitales Angebot. Das will ich auf keinen Fall mehr missen. Das wäre auch eine Beleidigung für meine Lernkurve der letzten Monate.”

Maria Almana, bekennend eigensinnig, antwortete mir:

An manchen Stellen geht es mir ähnlich wie dir – und eigentlich ALLEN Selbstständigen:

Ohne Web null Chance.

Habe da auch schon Kundinnen und Freunde gefunden … Dafür bin ich dankbar.

Aber seit Corona hat sich manches verändert … Da tue ich das, was ich immer schon getan habe. Nur noch fokussierter:

1. Immer im Kopf behalten: Ich habe die Wahl. Ich MUSS gar nix.

2. Immer wieder fragen: Was passt zu mir? Mein Zentrum ist und bleibt der Text, Mails gucke ich IMMER an (mehrfach am Tag), FB und Twitter manchmal (da kommt für mich vor allem die Dankbarkeit ins Spiel … Da sind einfach viele Freund:innen unterwegs.) Regelrecht hinten runter gefallen sind Xing und LinkedIn (ja, ich bin präsent. Weil es zu meinem Business gehört. Mehr aber auch nicht.) Alle anderen Formate von Ton bis Foto und Film sind für mich ein “Kann” – wenn ich mich kreativ(er) fühlen will, gerade mal eine Idee habe. Das “erlaube” ich mir dann, sehe es aber nicht als Pflicht.

3. Ich denke inzwischen coronabedingt so oft: Es gibt so viele viel wichtigere Themen!

4. Genau: DAS ist zur Zeit mein Abwägekriterium … Ist es wirklich wichtig? Für mich? Für andere?

5. Klingt bis hierhin irgendwie luxuriös … Als könnte ich es mir LEISTEN, als Selbstständige auf manches Online-Gedöns zu verzichten. Kann ich natürlich nicht.

6. Mein aller größtes Plus, meine Barriere, meine Schranke, mein Mindset ist: Ich habe mich dem Eigensinn verschrieben. Der ist nicht egoistisch. Denn er kann gar nicht so gut allein leben, wie oft angenommen wird. Aber er ist vor allem eins: rundum subjektiv. Und das bin ich auch. In dem, was ich ein- und was ich ausblende, vor allem online. 

Claudia Fügel, Heilpraktikerin aus Stuttgart hat hingegen eine ganz andere Sicht:

So wenig online wie möglich! Das ist gesund und natürlich.

Was nicht passt löschen oder ignorieren. Das sind Zeitfresser, die uns meistens nicht weiter bringen.

Es sei denn, wir nutzen es beruflich.

Online ist sehr häufig nur eine Illusion, auch in Sachen Freundschaft. Wir sollten achtsam prüfen, denn Bekannte sind nicht gleich Freunde.

Je mehr Selbsterfahrung jemand hat, umso klarer wird er/sie sehen und den wirklichen Wert aller Erfahrungen und Begegnungen auch virtuell erkennen können.

Ich stelle immer mehr fest:

ob on- oder offline – ich habe gerne mit Menschen zu tun mit denen ich bestimmte Werte teile. So live & in Farbe, wie es denn möglich ist – Distanz hat ja nicht immer etwas mit der aktuellen Lage zu tun.

Wie siehst du das?

Wie hältst du die Waage?

Schreib es mir in die Kommentare, ich freu mich über deine Meinung!

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