Internationaler Frauentag 2022

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Zum internationalen Frauentag feiern wir von Zeit für Heldinnen die vielen Menschen, die sich tagtäglich für Gleichberechtigung und Gleichwürdigkeit der Geschlechter einsetzen, sich gegen Missstände stellen und für gesellschaftlichen Wandel eintreten. Unser heutiger Blogbeitrag stammt von tollen Vorbildern, die auf unterschiedliche Weise diesen Weg schon sehr lange gehen. 

Feminismus ist ein Prozess

“Wir wünschen uns, dass wir alle netter und toleranter zueinander sind, vor allen Dingen in inner-feministischen Debatten. Ich habe oft das Gefühl, dass ich aufpassen muss, nicht als schlechte Feministin gesehen zu werden, weil ich jetzt nicht ganz diskriminierungs-sensibel gesprochen habe oder einen bestimmten Text nicht gelesen habe oder eine bestimmte Theorie grad nicht im Kopf habe.

Das ist dünnes Eis, auf das ich mich begebe, aber es gibt gerade auf Social Media eine Tendenz dazu, sich gegenseitig an die Gurgel gehen und öffentlich zu debattieren, dass dieses und jenes Privileg nicht hinterfragt wurde. Es ist zweifelsfrei äußerst wichtig, Privilegien zu hinterfragen. 

Trotzdem habe ich manchmal Sorge etwas falsch zu machen als Feministin und mich als falsche oder schlechte Feministin zu blamieren.

Mir war das vorher gar nicht so bewusst.

Ich kannte das aus meinem Freundeskreis gar nicht, dass man mir gesagt hat, ich hätte bestimmte Privilegien oder bestimmte Gruppen nicht berücksichtigt und dass mir das durch die Arbeit im lila Podcast schon aufgefallen ist.

Deswegen überlege ich mir bei  jedem Satz nochmal, ob ich den einwerfe oder ob ich mich nicht traue. Obwohl Kritik total wichtig ist, gerade wenn es in die feministischen Debatten geht. Anders können wir ja auch nicht besser werden.

Es festigt sich eine Angst, irgendwie kritisiert zu werden, etwas falsch zu machen und jemanden nicht mitzudenken. Vielleicht weil man wieder einen perfektionistischen Anspruch an sich selbst hat, über den wir schon viel gesprochen haben. 

Vielleicht können wir daraus mitnehmen, dass wir einfach alle netter sind, mehr gegenseitigen Raum lassen für Fehler, für Wachstum und einfach Feminismus als Prozess begreifen.

Dass wir uns Zeit geben, Dinge zu verlernen, die wir internalisiert haben, mit denen wir aufgewachsen sind, die tief in uns drin stecken.

Das ist so viel Arbeit, sich von bestimmten Glaubenssätzen so zu lösen und manchmal brauchen bestimmte Dinge einfach Zeit. Im Urteil mit uns selbst, aber auch im Urteil gegenüber anderen.”

Wir danken Laura Lucas, Shoko Bethke & Lena Sindermann vom lila Podcast, dass wir hier einen Auszug aus der Podcastfolge “Ich bin Feministin, aber …” veröffentlichen dürfen. Die ganze Episode findest du hier. 

Weil jede Frau finanzielle Sicherheit in einer (persönlichen) Krise verdient

Wenn wir von Feminismus und Frauenrechten reden, darf ein Thema nicht fehlen: Die Finanzen.

Maria Mann hat sich mit Financery auf den Themenbereich Frauen und Geld spezialisiert und unterstützt Frauen bei der finanziellen Absicherung, insbesondere mit Blick auf das Alter. 

Ein Schicksalsschlag oder eine Erkrankung kann jede von uns aus der Bahn werfen. Der internationale Indikator YLD („years lost due to disability“), beschreibt den Verlust gesunder Lebensjahre und nennt psychische Erkrankungen als Hauptgrund hierfür. In 37 % der Fälle scheiden die Erkrankten vorzeitig aus dem Berufsleben aus.

Frauen sind dabei häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen als Männer, bei Depressionen sind es sogar doppelt so viele.

Für Frauen, die im Durchschnitt ohnehin schon 26 % weniger Rente als Männer erhalten, ist das Thema finanzielle Absicherung besonders wichtig. Da Frauen oftmals andere Voraussetzungen mitbringen als Männer, ist es wichtig, die Anlagestrategie auf die individuelle Lebenssituation und die persönlichen Bedürfnisse zuzuschneiden.

Damit Frau vor oder während eines Schicksalsschlag, einer Erkrankung oder persönlichen Krise sich darauf konzentrieren kann, ihren Alltag zu meistern. Und der Bereich Finanzen trotzdem abgesichert ist.

Weil Frauen mehr verdienen.

Oh Woman & ihre Definition “Frau sein”

Tania Hernández und Stephanie Renz verfolgen eine große Vision:

Leichtigkeit, Normalität und Offenheit im Umgang mit (Frauen-)Gesundheit, Körper und Sexualität zu schaffen für ein selbstbewusstes Miteinander ohne Scham.

Mit OH WOMAN wollen sie Sex-Education revolutionieren. Die Gründerinnen warnen bei der Frage, was es denn überhaupt bedeutet, eine Frau zu sein, direkt vor: 

“Wir sind sehr bedacht diese Frage nicht zu beantworten und halten es absichtlich schwammig. Denn jegliche Definition wäre sehr einschränkend. Vor allem vor dem Hintergrund, dass Geschlecht so komplex ist und nicht binär beschrieben werden kann.

“One is not born, but rather becomes a woman” hat Simone de Beauvoir in ihrem Buch “Das andere Geschlecht” schon geschrieben. Wie sehr “Frau sein” Teil der eigenen Identität ist, kann jeder für sich selbst bestimmen. Denn für jeden Menschen bedeutet eine Frau zu sein etwas anderes und ruft andere Assoziationen hervor.

Drei Frauen aus Nicaragua beantworten die Frage damit, dass Frau sein in einem patriarchalen System Unterdrückung und Kampf heißt, also eine Herausforderung und ein Zustand der Rastlosigkeit ist.

Wir sprechen das Thema an, weil häufig eine vorgefertigte Frau sein-Definition Personen, die mit Vulva geboren sind, auferlegt wird. Diese transportiert Vorstellungen die freiheitsbegrenzend sind und denen man in manchen Fällen gar nicht entkommen kann.

Das binäre System: Mann und Frau

Frauen haben eine Vulva und sind emotional, Männer einen Penis und sind stark.

Und klar, dass sie jeweils auf die andere Kategorie stehen.

Öhm, no, not really!

Normalität im Geschlecht und in sexueller Anziehung wurde lange durch Binarität definiert. Aber wie soll die Komplexität unserer Wünsche, Verlangen und der Biologie in nur 2 Kategorien eingeteilt werden?

Es ist wesentlich realitätsgetreuer sich ein flexibles Kontinuum anzuschauen. Sexualpädagogisch kann das durch das Gender Unicorn verdeutlicht werden. Es zeigt die Vielseitigkeit der Identität an und inkludiert somit mehr Personen. Jede Person kann individuell einen Punkt auf den verschiedenen Pfeilen setzen.

Wichtig: Geschlechtsidentität, Geschlechtsausdruck, zugewiesenes Geschlecht, sexuelle und romantische Anziehung sind unabhängig voneinander zu betrachten.”

Mutig in schwierigen Zeiten?! 

Tanja Peters ist Expertin für Mut und für ein Leben aus vollem Herzen. “Ich weiß sehr gut, dass wir nicht an jedem Tag in unserer vollen Kraft sein können und mutig über jede Hürde springen.

Was mich das Leben aber auch gelehrt hat, ist: Es gibt eine Vorstufe für den MUT und das ist ein starker Selbstwert.

Wenn wir uns selbst wichtig nehmen, uns mögen und wertschätzen, fällt es uns viel leichter auch mal NEIN zu sagen, unsere Grenzen zu verteidigen und für uns selbst einzustehen. Dann handeln wir auf einmal mutig, weil wir es uns wert sind. Das stärkt uns und fördert unsere seelische Gesundheit.

Egal was du bis jetzt erlebt hast, du kannst ab jetzt jeden Tag etwas dafür tun, dass dein Selbstwert steigt.

Lass dich überraschen, wie diese drei Listen dein Leben verändern können:

1) Stärkenliste

Schreib dir alles auf was du kannst UND was du gerne machst. Das sind deine Stärken. Die eigenen Stärken wirklich zu kennen und auch darüber sprechen zu können, steigert den eigenen Selbstwert. 

2) Erfolgsliste

Schreib dir regelmäßig auf, was dir gut gelungen ist und welche Erfolge du schon feiern konntest. Und dabei bitte nicht den Maßstab ganz oben anlegen. Auch kleine Schritte oder Meilensteine nicht vergessen. Klopf dir regelmäßig selbst auf die Schulter und teile deine Erfolge mit anderen.

3) Das-unterlasse-ich-ab-sofort-Liste

So oft machen wir Dinge, von denen wir wissen, dass sie uns nicht guttun. Schreib dir auf, was du zukünftig aktiv unterlassen willst, weil du weißt, dass es dich schwächt und häng dir diese Liste ganz sichtbar auf. 

Wir können die Stürme im Außen nicht beeinflussen, aber wir können versuchen uns selbst so zu stärken, dass uns nicht jeder Sturm sofort entwurzelt und den Boden unter den Füßen wegreißt.

Leben in Leichtigkeit trotz und mit Lipödem 

Isabel Garcia startete als sehr schlankes Kind ins Leben, doch mit 18 hatte trug sie am Oberkörper Blusen in Größe 34 und die Hosen brauchte sie in Größe 44.

Verantwortlich war Lipödem, eine Fettverteilungsstörung, bei der sich Fettzellen unkontrolliert im Unterhautfettgewebe vermehren. Die Ursachen hierfür sind bis heute noch unklar, erst in den letzten Jahren ist die Erkrankung mehr in den Fokus von Medizinern gerückt. Betroffen sind in den meisten Fällen Frauen.

Darüber hinaus bin ich schüchtern und introvertiert.

Was sollte nur aus mir werden?

Das kann ich dir mit nun 52 Jahren verraten: eine der erfolgreichsten Rednerinnen, Bestsellerautorin, Coach und Sängerin. 

Schon mit 14 Jahren sprang ich immer wieder über meinen Schatten und versuchte mich an Humor und Schlagfertigkeit. Beim anfänglichen Üben habe ich mehr Menschen verärgert, als für mich gewinnen können, doch mit den Jahren wurde ich nicht nur besser, sondern ein Vollprofi. 

Mein Lieblings-Tipp: Zustimmen. 

Wenn mir jemand sagt: „Sie haben aber dicke Beine.“, Dann sage ich: „Stimmt.“ 

Jemand murmelt: „Bei dem Gewicht, sollten Sie aber keinen Kuchen essen.“ Und ich antworte: „Stimmt. Sollte ich nicht. Mache ich aber trotzdem.“ 

Und dabei strahle ich über beide Wangen. Von Herzen. 

Mein zweitliebster Tipp: Mexiko-Krabben vermeiden

Jemand erzählte mir von diesen besonderen Krabben, die man ganz leicht fangen und danach in einem Eimer ohne Deckel aufbewahren kann. Denn sollte mal eine Krabbe versuchen raus zu klettern, dann ziehen die anderen sie wieder in den Eimer zurück. Nach dem Motto: „Entweder alle oder keiner.“ 

Verbring mehr Zeit mit Menschen, die dir aus dem Eimer raushelfen, als mit den Mexiko-Krabben.

Warum Wut gut und schlecht ist für den Feminismus

Wut ist ein wichtiges und intensives Gefühl. Sie ist oft die direkte Reaktion auf eine unangenehme Situation oder eine Kette von üblen Ereignissen. Sie kann zu unkontrollierten, zerstörerischen oder gewaltvollen Handlungen führen.

Wut hat aber auch gute Seiten. Als Triebmotor für gesellschaftliche Veränderungen hat Wut eine große Kraft. Viele politische Veränderungen wären ohne Bevölkerung, die auf die Straße geht und laut ihre Rechte einfordert nicht gelungen. Wut hilft uns, gesellschaftliche Themen voranzutreiben, wenn wir ihr Ausdruck verleihen können, statt uns von ihr beherrschen zu lassen.

Gesellschaftlich betrachtet wird Wut eher Männern zugestanden, Frauen eher nicht. Frauen “dürfen” also nicht so konsequenzlos wütend sein, wie Männer. Es ist ungerecht, dass Frauen von klein auf lernen, ihre Wut zu unterdrücken. Viel besser wäre es, ihnen beizubringen, wie sie die Kraft der Wut nutzen können.

Dadurch, dass du möglicherweise nicht gut gelernt hast, deine Wut nutzbar zu machen bricht sie sich schnell einen destruktiven Weg. Berechtigte Forderungen werden nicht ernst genommen und stattdessen verlacht, weil sie unkanalisiert wütend vorgetragen werden.

Versuche, nicht die Wut das Öl sein zu lassen, das du ins Feuer gießt – denn ein mit Wut vorgetragenes Anliegen führt zu Abwehr.

Versuche stattdessen Empathie (nicht Mitleid!) beim Gegenüber zu wecken für deine Themen und es dadurch zur Komplizin für deine Sache zu machen. In ihren Workshops für Diversity hat Oda Stockmann übrigens die Erfahrung gemacht, dass Empathie zu wecken bei allen Formen von Diskriminierung eine gute Hilfe sein kann und nicht nur dem Feminismus Schwung gibt.

Fazit

Dieser Tag ist eine kleine Erinnerung daran, dass du dich jeden Tag im Jahr feiern und stärken solltest. Denn du bist perfekt wie du bist – individuell und einzigartig.

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