Loslassen lernen: alte Wunden heilen & neu ins Leben starten (Tipps & Übungen)

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Bist du auch so eine Erfahrungs-Sammlerin? Ich jedenfalls habe jahrelang meinen erlebten Verletzungen, Enttäuschungen und traumatischen Erfahrungen gesammelt. Sie haben sich zu einem riesigen Rucksack angesammelt, den ich immer mit mir trug. Ich konnte sie nicht loslassen, ihn nicht absetzen, weil mir niemand gezeigt hat, wie loslassen geht.

Dabei ist es völlig normal:

Je älter du wirst, desto größer wird der emotionale Ballast, den du mit dir herumträgst. All die Enttäuschungen, seelischen Blessuren und Verletzungen, die sich über die Jahre angesammelt haben stapeln sich.

Sie lösen sich leider nicht einfach in Luft auf. Mich haben sie noch viele Jahre begleitet. Einige davon werden mich bis zu meinem Lebensende begleiten.

Die negativen Erfahrungen aus deiner Vergangenheit führten bei mir dazu, dass ich misstrauischer und vorsichtiger wurde.

Dass ich bestimmte Situationen oder Personen meide, andere schränkt es in ihrem Lebensradius ein und wieder andere verlieren vielleicht ganz die Freude am Leben.

Das passiert immer dann, wenn du nicht loslassen kannst.

Vielleicht ging es dir wie mir:

  • Hattest du eine schwere Kindheit?
  • Wurde dir Gewalt angetan?
  • Hast du einen schlimmen Unfall oder eine ernste Krankheit überstanden?
  • Bist du physisch oder psychisch misshandelt worden?
  • Hat dir jemand wiederholt zu verstehen gegeben, dass du nichts wert bist?
  • Bist du betrogen, belogen oder hängen gelassen worden?

Du hast es bestimmt schon mal gehört:

Wir alle haben unser Päckchen zu tragen.

Und daran kannst du nichts mehr ändern. Du musst mit all diese himmelschreienden Unrechtigkeiten leben.

Alles was du tun kannst ist, dass es dich nicht für den Rest deines Lebens verfolgt.

Doch dafür musst du lernen loszulassen.

Was kann ich alles loslassen?

1. Groll

Du trägst vielleicht alte Wunden mit dir herum – gescheiterte Beziehung, ein verpasstes berufliches Ziel oder ähnliches. Indem du diese loslässt, schaffst du Raum für positive neue Erfahrungen.

2. Perfektionismus

Die Angst zu Scheitern kann dich daran hindern, Neues auszuprobieren und dich weiterzuentwickeln. Indem du den Perfektionismus loslässt, öffnest du dich für persönliches Wachstum. Erlaube dir, dich selbst anzunehmen, perfekt unperfekt.

3. Kontrolle

Kontrollzwang kann erschöpfen und uns davon abhalten, das Leben zu genießen. Indem du hier loslässt, ermöglichst du dir, im Moment zu leben und neue Wege zu entdecken.

4. Toxische Beziehungen

Das Loslassen von toxischen Beziehungen, sei es Freundschaft, Partnerschaft oder eine familiäre Bindung, kann schwierig sein, aber es ist ein wichtiger Schritt für deine eigene geistige Gesundheit. Umgebe dich mit Menschen, die dich unterstützen, ermutigen und respektieren.

5. Materiellen Ballast

Besitz kann fesseln. Unbenutzte Dinge und Gadgets oder überflüssige Kleidung nehmen nicht nur Raum ein, sondern auch unseren Geist. Das Loslassen schafft Platz für Dinge, die dir wirklich Freude bereiten.

6. Negative Selbstgespräche

Wie wir mit uns selbst reden, hat einen enormen Einfluss auf unseren Selbstwert und unser Selbstvertrauen. Ersetze selbstkritische Gedanken durch ermutigende Worte.

7. Erwartungen an andere und dich selbst

Oft setzen wir uns und andere unter Druck, bestimmten Erwartungen gerecht zu werden. Indem du diese Erwartungen loslässt und dich darauf konzentrierst, im Hier und Jetzt präsent zu sein, kannst du ein erfüllteres Leben führen.

8. Angst vor Neuem

Unbekanntes kann beängstigend sein, aber es birgt auch unendliche Möglichkeiten. Das Loslassen der Angst eröffnet dir neue Wege der persönlichen Entwicklung: jede Veränderung ist eine Chance, zu wachsen und mehr über dich selbst herauszufinden.

9. Alte Glaubenssätze

Nicht alle alten Muster, die du übernommen hast, sind gut für Dich. Hinterfrage sie und lasse die los, die dich einschränken. Du bist die Chefin in deinem Leben,

Wer loslässt, hat beide Hände frei! ist ein Motto, nach dem Judith Harraß lebt.

Was passiert, wenn wir nicht loslassen?

Das Festhalten an Situationen oder Emotionen kann zu einer erheblichen emotionalen Belastung führen. Diese Emotionen können dich innerlich aufwühlen und dich daran hindern, Frieden zu finden. Chronischer Stress, der durch das Festhalten verursacht werden kann, kann sich negativ auf deine körperliche Gesundheit auswirken. In Form von Schlafstörungen, einem geschwächten Immunsystem, o. a.

Auch in deine zwischenmenschlichen Beziehungen kann es dadurch zu Missverständnissen, Kommunikationsproblemen und Konflikten führen.

Das Festhalten an Vergangenem kann dich daran hindern, dich weiterzuentwickeln und neue Möglichkeiten zu erkunden. Du könntest in alten Mustern stecken bleiben und keine Gelegenheit haben, dich weiterzuentwickeln.

Etwas, dass du festhälst, kann deine Lebensqualität beeinträchtigen, da es dich eventuell daran hindert dich auf das Positive im Hier und Jetzt zu konzentrieren.

Das Festhalten an Vergangenem kann dazu führen, dass du Chancen oder Möglichkeiten verpasst, die sich in der Gegenwart bieten. Du könntest dich so sehr auf das Festhalten an alten Dingen konzentrieren, dass du nicht in der Lage bist, die gegenwärtigen Gelegenheiten zu erkennen.

Loslassen ist oft ein wichtiger Schritt in der persönlichen Entwicklung, erklärt Antje Busbach. Wenn du nicht loslassen kannst, könntest du dich selbst daran hindern, dich weiterzuentwickeln, zu lernen und zu wachsen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass das Loslassen oft ein schrittweiser Prozess ist, der Zeit und Mühe erfordern kann. Wenn du Schwierigkeiten hast, alleine loszulassen, stehe ich dir gerne zur Seite.

7 Übungen zum loslassen (Video)

Warum ist loslassen so schwer?

Naja, festhalten ist menschlich. Denn unsere größte Angst ist die Verlustangst, weiß Melanie Lohmann aus ihrer Praxis.

Kennst du das, wenn wir krampfhaft an Dingen festhalten, obwohl es klüger wäre, sie loszulassen? Das hat tatsächlich tiefe psychologische Wurzeln. Lass uns einen Blick darauf werfen, warum uns das so schwerfällt.

1. Vertrautes vs. Unbekanntes: Unser Gehirn liebt Bekanntes, denn es fühlt sich sicher an. Das Unbekannte hingegen löst oft Angst aus. Das Festhalten ergibt Sinn, weil es vertraut ist. Die Unsicherheit des Neuen kann jedoch die Angst vor dem Loslassen dominieren.

2. Emotionaler Ballast: Starke emotionale Bindungen sind ein großer Faktor. Ob Menschen oder Orte, unsere Verbindung zu ihnen ist tief. Loslassen bedeutet, diese Bindungen zu lösen, was wie ein Verlust wirken kann. Das Festhalten an etwas, das uns emotional erfüllt hat, verhindert oft das Wachsen.

3. Identität und Gewohnheit: Unsere Identität ist an Gewohnheiten und Dinge geknüpft. Aufgeben bedeutet, einen Teil davon loszulassen, was ängstlich machen kann. Unsere Routinen sind wie Sicherheitsnetze. Loslassen erfordert, diese Sicherheit infrage zu stellen und das kann unbehaglich sein.

4. Der “Versunkene Kosten” Trugschluss: Dieser psychologische Trick besagt, dass wir an etwas festhalten, weil wir bereits viel investiert haben – sei es Zeit, Energie oder Geld. Selbst wenn es uns nicht mehr dient, klammern wir uns daran. Das Loslassen erfordert, die Illusion zu erkennen und den Mut, das Alte gehen zu lassen.

5. Kontrolle und Unsicherheit: Der Wunsch nach Kontrolle treibt uns an. Doch Loslassen heißt, Kontrolle loszulassen und der Unsicherheit Raum zu geben. Unsicherheit verursacht Stress, und das Festhalten erscheint als Schutzmaßnahme. Aber es hält uns von persönlichem Wachstum ab.

6. Psychologische Anhaftung: Laut Psychologie entsteht Anhaftung, wenn uns etwas Freude oder Trost gespendet hat. Das Gehirn möchte dieses Wohlgefühl wiederholen, also halten wir fest. Die Erinnerung an vergangene Freude verleitet uns, das Negative im Hier und Jetzt zu übersehen.

7. Angst vor Veränderung: Das Unbekannte bringt Veränderungen mit sich. Die Angst vor Veränderungen, selbst wenn sie positiv sind, hält uns in der Komfortzone. Die Routine gibt uns eine falsche Sicherheit, die uns davon abhält, Neues zu entdecken.

Kann man loslassen lernen?

Ja, du kannst definitiv lernen, loszulassen, weiß Antje Busbach. Es ist ein Prozess, der Zeit, Selbstreflexion und bewusste Bemühungen erfordert, aber es ist absolut möglich. Hier sind einige Schritte und Ansätze, die dir dabei helfen können:

Erkenne zuerst, dass du Schwierigkeiten hast, loszulassen. Sei ehrlich zu dir selbst über die Emotionen oder Situationen, an denen du festhältst.

Versuche zu verstehen, warum du an bestimmten Dingen oder Emotionen festhältst.

Welche Bedeutung haben sie für dich?

Welche Ängste oder Unsicherheiten könnten damit verbunden sein?

Akzeptiere, dass Vergangenheit und Veränderung Teil des Lebens sind. Das Festhalten ändert die Vergangenheit nicht.

Akzeptiere, dass du nicht alles kontrollieren kannst.

Meditation und Achtsamkeit können helfen, dich im Hier und Jetzt zu verankern und dich von übermäßigen Gedanken über die Vergangenheit oder die Zukunft zu lösen.

Nutze positive Selbstgespräche, um dir selbst zu sagen, dass du in der Lage bist, loszulassen und dich auf das Gegenwärtige zu konzentrieren.

Pflege dich selbst physisch, emotional und mental. Eine gesunde Lebensweise und Selbstfürsorge können dir helfen, stressigeren Gedanken und Emotionen besser zu begegnen.

Versuche bewusst, Situationen, Gedanken und Emotionen loszulassen, die dir nicht mehr dienen. Visualisiere, wie du sie loslässt und befreist dich von ihrer Last.

Hab Geduld mit dir selbst und akzeptiere Rückschläge als Teil des Lernens.

Denke daran, dass es normal ist, hin und wieder Schwierigkeiten beim Loslassen zu haben. Der Schlüssel ist, aktiv daran zu arbeiten, dich von negativen Mustern und Emotionen zu befreien, um ein erfüllteres und freieres Leben zu führen.

6 Anzeichen, dass dir loslassen schwerfällt

Hier die Liste von Christina Bischoff, woran du merkst, dass dir loslassen schwerfällt:

  1. du weißt ganz genau, dass dir jemand nicht guttut und trotzdem schaffst du es einfach nicht, dich von dieser Person zu trennen oder den Kontakt zu reduzieren.
  2. du hälst an Dingen fest, die du eigentlich überhaupt nicht (mehr) benötigst. Das können beispielsweise Kleidung, Geschirr oder Dinge, die du mal von jemandem geschenkt bekommen hast sein.
  3. deine Gedanken kreisen den ganzen Tag um diese Person oder Sache.
  4. du schläfst schlecht ein, weil deine Gedanken nicht zu Ruhe kommen. Wenn du nachts aufwachst, fängst du sofort an wieder darüber nachzudenken und es fällt dir schwer, wieder in den Schlaf zu finden.
  5. du denkst, dass wenn du loslässt, etwas Schlimmes passiert oder sogar, dass du das vielleicht nicht überleben würdest. Eigentlich weißt du tief im inneren, dass das nicht der Fall sein wird.
  6. Freunde verstehen dein Verhalten nicht und du weißt insgeheim, dass sie recht haben.

Wie lange dauert es, loslassen zu lernen?

Wie lange es dauert, bis du lernst loszulassen, kann man pauschal leider nicht beantworten. Es kommt natürlich immer darauf an, was du erlebt hast und wie sehr es dich geprägt hat. Manchmal kann es eine Woche dauern, manchmal auch Jahre.

Im Grunde genommen bedeutet loslassen immer das zu akzeptieren, dass war und sich auf etwas Neues zu konzentrieren.

Wichtig ist meiner Meinung nach, sich erst einmal vor Augen zu führen, was passiert, wenn du weiter festhälst und welche Auswirkungen das auf dein Leben haben kann.

Oft haben wir Angst, dass etwas passiert wenn wir loslassen, doch in der Regel ist das nicht der Fall. Konzentriere dich also auf die positiven Dinge die passieren, wenn du Stück für Stück loslässt und entscheide dich dann bewusst dafür, dass du auch wirklich loslassen willst.

Je schneller du den Fokus verändern kannst auf die positiven Dinge, desto schneller wird es dir auch gelingen loszulassen.

Dies wird nicht von heute auf Morgen gelingen, aber du kannst jeden Tag einen kleinen Schritt machen und so wird das vergangene immer mehr verblassen.

Wenn du es alleine nicht schaffst, rate ich dir, dich unterstützen zu lassen.

Fazit

Loslassen hat tiefgreifende psychologische Wurzeln, Es ist ein Balanceakt zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit und dem Wunsch nach persönlichem Wachstum.

Wenn du diese psychologischen Faktoren verstehst, kannst du bewusster mit dem Prozess des Loslassens umgehen. Sei sanft mit dir selbst und erlaube dir, nach und nach loszulassen.

Es ist der Weg zu innerer Freiheit und neuem Wachstum.

Und das wollen wir doch alle, oder?

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