Basisemotionen entschlüsseln: was sie über dich verraten & wie sie dein Leben formen

basisemotionen

Denk zurück an den Augenblick, als du das erste Mal die Hand eines Menschen gehalten hast, den du liebst.

Die Wärme, die Nähe, das Glück, das in dir aufstieg – es fühlte sich vielleicht an, als ob die Welt stillstand. Diese Erfahrung ist ein wunderbares Beispiel für die Kraft der Emotionen, die unsere Beziehungen, unser Verhalten und unsere Entscheidungen beeinflussen.

Diese Emotionen, die immer wieder in dir aufsteigen, sind Teil unseres tief verwurzelten emotionalen Erbes. In diesem Blogartikel geht es um die Basisemotionen, die du und ich in den unterschiedlichsten Situationen fühlen, manchmal überwältigen oder fluten.

Was sind überhaupt Emotionen?

Sie sind die Grundpfeiler unserer Gefühlswelt, die grundlegenden Aspekte unseres menschlichen Daseins. Sie beeinflussen unsere Entscheidungen, Beziehungen und unser tägliches Leben, erklärt Melanie Lohmann.

Wir können sie als unsere inneren Kompassnadeln betrachten, die uns durch die vielschichtige Welt unserer Gefühle leiten. In diesem Artikel werden wir die sechs Basisemotionen genauer betrachten.

1. Freude: Freude ist ein positiver Zustand, der oft von einem Lächeln oder einem warmen Gefühl im Inneren begleitet wird. Sie entsteht, wenn wir angenehme Erfahrungen machen, sei es das Wiedersehen mit einem alten Freund, der Genuss eines köstlichen Essens oder der Erfolg nach harter Arbeit.

3. Angst: Angst ist ein natürlicher Schutzmechanismus. Sie tritt auf, wenn wir potenzielle Gefahren wahrnehmen und bereitet uns auf eine mögliche Reaktion vor. Die Angst vor Prüfungen, Unbekanntem oder Gefahrensituationen ist weit verbreitet.

5. Überraschung: Überraschung ist die Reaktion auf unerwartete Ereignisse. Sie kann positiv sein, wie bei unerwarteten Geschenken, oder negativ, wenn unvorhergesehene Schwierigkeiten auftreten. Diese Emotion weckt unsere Neugierde und hält uns offen für Veränderungen.

6. Ekel: Ekel tritt auf, wenn wir auf etwas Abstoßendes oder potenziell Gefährliches stoßen, sei es ein widerlicher Geschmack oder ein unangenehmer Geruch. Ekel schützt unsere Gesundheit, indem er uns vor potenziellen Gefahren warnt.

Die 7 Basisemotionen - erkennst du alle Gesichtsaudrücke?

2. Wut: Wut ist eine kraftvolle Emotion, die auftritt, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen oder wenn unsere Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Sie kann konstruktiv sein, wenn sie dazu führt, dass wir für uns selbst eintreten, aber auch destruktiv, wenn sie außer Kontrolle gerät.

Mehr zum Thema Wut findest du in unserem Blogartikel Wut – 7 Dinge die du vermeiden solltest (mit Übungen)

4. Traurigkeit: Traurigkeit ist eine Emotion, die bei Verlust oder Enttäuschung auftritt. Sie erlaubt uns, unsere Emotionen zu verarbeiten und Abschied zu nehmen. Traurigkeit kann heilsam sein, da sie uns hilft, mit schwierigen Situationen umzugehen.

Das Thema Trauer haben wir in diesem Blogartikel aufgenommen: Trauer ist mehr als Tod: warum das Herz schmerzt & du hinfühlen solltest

Diese sechs Basisemotionen sind wie die Grundfarben auf einer Palette, aus denen sich unzählige andere Gefühle und Nuancen entwickeln.

Zum Beispiel kann die Liebe eine Kombination aus Freude und Zuneigung sein, während Neid eine Mischung aus Traurigkeit und Eifersucht darstellt.

Emotionen sind ein integraler Bestandteil unseres Lebens. Viel zu oft wollen wir negative Emotionen nicht spüren. Sie gehören jedoch genau so dazu und zeigen uns, was wir nicht möchten.

Eigentlich ein guter Wegweiser, oder?

Wenn wir auch negative Emotionen zulassen und wissen, wie wir mit ihnen umgehen, leben wir deutlich mehr in Balance.

Und genau darum geht es: ein Leben in Balance.

Die unsichtbare Barriere: Warum das Verständnis von Basisemotionen dein Leben erleichtert

Stell dir vor, du bist mitten in einem dichten Nebel, der alles um dich herum verschleiert. Du befindest dich in einem Raum voller Menschen, doch ihre Gesichter und Gefühle bleiben für dich unsichtbar. Das ist genau das, was passiert, wenn du die Basisemotionen nicht deuten oder verstehen kannst.

In solchen Momenten verlierst du den Schlüssel zum Verständnis der Menschen um dich herum. Du kannst nicht erkennen, ob jemand glücklich oder traurig ist, ängstlich oder aufgeregt. Dadurch entsteht eine unsichtbare Barriere zwischen dir und den Menschen in deinem Leben.

Du könntest versehentlich jemanden verletzen, weil du nicht bemerkst, dass er traurig ist, oder du könntest eine wichtige Chance verpassen, weil du die aufgeregte Begeisterung eines Freundes nicht erkennst.

Diese Basisemotionen sind wie die Farben in einem Gemälde des Lebens, und wenn du sie nicht verstehen kannst, bleibt dieses Bild für dich unvollständig.

Der Konflikt besteht darin, dass du dich von den Menschen um dich herum entfremdest und die tiefen Verbindungen, die wir alle suchen, entgleiten dir.

Du fühlst dich einsam und isoliert, weil du die emotionalen Nuancen vermisst, die das Leben so reichhaltig machen.

Das Verstehen der Basisemotionen ist der Schlüssel, der dir hilft, diesen Nebel zu durchdringen und die verborgenen Gefühle und Bedürfnisse der Menschen um dich herum zu erkennen. Es ist dein Weg zu tieferen Beziehungen, Verständnis und einem erfüllteren Leben.

Wie erkenne ich diese Emotionen?

Diese mimischen Ausdrücke sind weitgehend universell und werden auf ähnliche Weise in den Gesichtern von Menschen auf der ganzen Welt ausgedrückt, unabhängig von ihrer Kultur, was auf eine biologische Grundlage für Emotionen hinweist.

In diesem Artikel bezieht sich Judith Harraß auf die mimischen Ausdrücke der Basisemotionen nach Paul Ekman, US-amerikanischer Anthropologe und Psychologe:

Wut:

  • Die Augenbrauen ziehen sich nach unten und zusammen.
  • Zusammengepresste Lippen und oft zusammengebissene Zähne / angespannte Kiefermuskeln.
Ärger wut

Freude:

  • Ein breites, oft symmetrisches Lächeln mit hochgezogenen Mundwinkeln
  • Fältchen an den Augen
  • Funkeln in den Augen
freude

Angst:

  • Weit aufgerissene Augen: Die Pupillen können sich vergrößern.
  • Ein angespannter Gesichtsausdruck mit weit geöffnetem Mund.
  • Oft leichtes Zurücklehnen: weg den dem Erschreckenden

Zusätzlich zu diesen sechs Grundemotionen gibt es eine siebte Emotion, die Paul Ekman später identifizierte:

Verachtung

  • Eine hochgezogene Lippe auf einer Seite des Mundes
  • Ein leichtes Zusammenkneifen des Auges auf der gleichen Gesichtsseite
  • Ein schräger, abschätziger Blick

Ekel:

  • Hochgezogene Oberlippe: Die Oberlippe zieht sich nach oben, oft begleitet von einer Faltenbildung um die Nase.
  • Die Mundwinkel ziehen sich nach unten.
ekel verachtung

Trauer:

  • Die Mundwinkel ziehen sich nach unten
  • Hängende Augenlider
  • Tränenbildung und ein trauriger Blick

Überraschung:

  • Die Augen werden weit geöffnet, oft mit hochgezogenen Augenbrauen
  • Der Mund öffnet sich in einem überraschten Ausdruck
Überraschung
ekel verachtung

Das Emotionsrad (Gefühlsrad) nach Gloria Willcox

Es wurde entwickelt, um Menschen dabei zu helfen, ihre Gefühle zu erkennen und darüber zu sprechen.

Wie du siehst, besteht es aus einem inneren Kreis mit sechs Sektoren und zwei äußeren konzentrischen Kreisen. Die Sektoren sind jeweils mit dem Namen eines primären Gefühls beschriftet:

wütend, traurig, ängstlich, freudig, kraftvoll und friedvoll.

Die äußeren Ringe enthalten Namen von sekundären Gefühlen, die mit den primären Gefühlen zusammenhängen. Wenn du dir unsicher bist, was du fühlst, dann nimm dir das Rad und schau, welches deiner Gefühle gerade am ehesten zutrifft. Es soll dich inspirieren, deine Gefühle zu erkennen, auszudrücken und zu verändern.

angst
mächtig
wut
friedlich
trauer
freude (1)

Die Dynamik der Emotionen – kurzlebige Momente, die dein Leben prägen

Deine Emotionen sind nichts anderes als plötzliche Reaktionen deines Organismus, die genau widerspiegeln, was du subjektiv gerade erlebst. Daher ist es auch nicht überraschend, dass diese Reaktionen oft nicht lange anhalten und sich schnell verändern – je nachdem, wie sich deine subjektive Empfindung ändert.

Experten sprechen hier von sogenannten Mikroexpressionen, die sich dadurch definieren, dass sie nur für weniger als eine halbe Sekunde sichtbar sind. Normale Gesichtsausdrücke hingegen sind meist für alle gut erkennbar, da sie für mindestens eine halbe und sogar bis zu vier Sekunden lang sichtbar sind – genug Zeit also, um sie bewusst wahrzunehmen.

Wie lange dauern Emotionen an?

Die Neurowissenschaftlerin Dr. Jill Bolte Taylor schreibt, dass Emotionen nachweisbar nur 90 Sekunden in unserem Körper bleiben. Danach verschwindet die physische Reaktion. Ausser dein kognitive Gehirn schaltet sich ein und verbindet die Emotion mit vergangenen Erlebnissen und wiederholt das Erlebte immer und immer wieder.

Sie empfiehlt:

“Am gesündesten ist es, wenn ich mich der Emotion völlig hingebe, wenn sie mich physiologisch überkommt. Ich stehe einfach die neunzig Sekunden durch, weil Emotionen heilen, wenn man sie zulässt und wertschätzt. Mit der Zeit lässt die Häufigkeit dieser Kreisläufe für gewöhnlich nach.”

Fazit: Basisemotionen entschlüsseln hilft dir ein tieferes Verständnis zu entwickeln

Du wirst empathischer wenn du verstehst, wie dein Gegenüber auf eine Situation oder deine Vorschläge reagiert. Dies ermöglicht es dir, dein Verhalten oder deine Antwort besser anzupassen, wenn du das willst – und nicht nur in dieser einen Situation, sondern auch in zukünftigen Interaktionen.

Das eröffnet dir mehr Freiheit und Spielraum, wie du auf Menschen reagieren oder wirken möchtest.

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